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Jewish Refugees Museum

Jüdische Vergangenheit in Shanghai

Shanghai war ab den späten 30er Jahren einer der wenigen Orte auf der Welt, der schutzsuchende Juden aus Europa aufnahm. So kam es, dass zwischen 1937 und 1941 etwa 25’000 Juden Shanghai erreichten und sich dort etablierten. Im Hangkou District rund um die Ohel Moshe Synagoge liess sich die Mehrheit der Flüchtlinge nieder, wo sich mit der Zeit ein jüdisches Viertel bildete. Das Shanghai Jewish Refugees Museum wurde im Andenken an die jüdische Gemeinde und an die Gastfreundschaft Shanghais im Jahr 2007 gegründet.

Ankunft und Gebetsraum
Das Shanghai Jewish Refugees Museum im Hongkou District Shanghai ist perfekt, um einen Nachmittag lang in die Vergangenheit einzutauchen und das pulsierende moderne Shanghai für einen Moment hinter sich zulassen. Schon auf dem Weg von der Metrostation Dalian Road in Richtung Museum fallen die Häuser durch ihren Art-Deco Baustil auf. Das Museum liegt direkt an der Changyang Road gegenüber vom White Horse Inn Kaffee. Dieses Kaffee im österreichischen Stil wurde früher von Juden betrieben und ist heute Bestandteil des Museums.

Die Ausstellung ist in der schönen Ohel Moshe Synagoge eingerichtet, welche 1907 von russischen Juden gebaut wurde und heute eine der beiden noch bestehenden jüdischen Synagogen in Shanghai ist. Während des zweiten Weltkrieges war Shanghai eine der wenigen Orte auf der Welt, der jüdische Flüchtlinge aufnahm. So kam es, dass zwischen 1937 und 1941 ca. 25’000 Juden in Shanghai ankamen. Fast 2000 davon waren österreichische Staatsangehörige und hatten von Dr. Ho Feng Shan, dem damaligen chinesischen Generalkonsul in Wien, ein Visum auf Lebenszeit ausgestellt bekommen.

Der Museumsrundgang ist selbsterklärend und falls man sich das Lesen der Informationstafeln ersparen möchte, kommt auch hier die Nachrichten-App WeChat mit einem einfach bedienbaren Audio-Guide zur Hilfe. Also, unbedingt Kopfhörer mitnehmen!

Um die Synagoge in einem guten Zustand zu erhalten, wird man gebeten, Plastikhüllen über seine Schuhe zu stülpen. Mit diesen Plastikschühchen darf man dann den Gebetsraum im unteren Teil der Synagoge betreten. Der einfach eingerichtete Gebetsraum wurde nachträglich mit einer Thora bestückt, die ein Geschenk des Generalkonsulats von Israel in Shanghai ist. Die Thora ist ein Dankschön an die Menschen in Hongkou, die die jüdischen Flüchtlinge empfangen und aufgenommen haben. Obwohl man als „Westler“ womöglich schon viel über die Verfolgung der Juden im Dritten Reich gelernt hat, erhält man hier in Shanghai wiederrum einen anderen Blickwinkel in diesen Teil der Geschichte.

Jakob Rosenfeld und Anne Frank
Auf der zweiten und dritten Etage laden sehr persönliche Ausstellungen über Jakob Rosenfeld und Anne Frank ein. Auch der Österricher Jakob Rosenfeld kam durch den damaligen chinesischen Generalkonsul von China in Österreich mit einem Visum auf Lebenszeit nach Shanghai. In der Ausstellung kann man Jakobs Leben nachvollziehen. Besonders wird ein Fokus auf seine Zeit in China gelegt. Hier wird veranschaulicht wie er sich in China integriert und sich für dieses Land in diversen Kriegen aufgeopfert hat. Auch seine zahlreichen Ehrentitel werden dargestellt.

Einige Treppentritte aufwärts, taucht man in Anne Franks Leben ein, wodurch man eine Übersicht der Ereignisse in Europa während des zweiten Weltkrieges erhält.

Leben der Juden in Shanghai
Nachdem man nun am obersten Punkt der Synagoge angekommen ist, geht die Ausstellung in weiteren Exhibitionshallen weiter. Nun hat man die Möglichkeit Originalbriefe, Zeitungsartikel und alte Ladenschilder zu bestaunen. Die Ausstellung ist abwechslungsreich mit Videomaterial, Bildern, Text und Fundstücken gestaltet. Dies ermöglicht es einem viele Eindrücke und ein gutes Gesamtbild der damaligen Zeit zu gewinnen. So begleitet man die jüdische Gemeinschaft von der Reise nach Shanghai, über die Ankunft, die Etablierung und Integration in China. Man erfährt außerdem mehr über das jüdische Leben und deren Alltag vor Ort. Desweiteren wird auch die Bildung der Ghettos in den 40er Jahren geschildert und die sich dadurch verschlechterne Lage der Juden in Shanghai. Sehr eindrücklich sind die Augenzeugenberichte von damaligen Bewohnern, die als Kinder in Shanghai gelebt haben. Per Video teilen diese ihre Erlebnisse sowie Erinnerungen mit den Museumsbesuchern. Außerdem lädt eine interaktive Plattform ein, einen visuellen Rundgang durch das ehemalige jüdische Viertel zu machen. So kann man virtuell mit einem Oldtimer Wagen durch die Strassen Hongkous der 30er und 40er Jahren eine Spazierfahrt unternehmen und taucht so komplett in die damalige Welt ein.

Zum Abschluss lohnt es sich sehr das Viertel rund ums Museum zu erkunden. Eine Karte vom Museum hilft einem dabei die jüdische Geschichte des Stadtteils zu entdecken. Hier kann man die ehemaligen Wohnräume, Gefängnisse und Monumente der damals lebenden Juden besichtigen. Mit dem Verlassen des Museums und dem Eintritt in das ehemalige jüdische Viertel verlässt man jedoch Schritt für Schritt die Vergangenheit und die in der Synagoge herrschende Ruhe. Schritt für Schritt befindet man sich wieder im Hier und Jetzt – auf den hektischen Strassen Shanghais.