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M50 – Moganshan Lu 50

Das urbane Künstlerviertel Shanghais

Oft als kleine Schwester des Pekinger Künstlerviertels « 789 » bezeichnet, eröffnet sich in der Moganshan Lu 50 im Shanghaier Viertel Putuo ein cooles, innovatives und junges Zentrum für freie Kunst. Eingerichtet in einem alten Fabrikgelände steht die M50 in keiner Weise seinem Artgenossen in Peking nach. Über hundert Shanghaier, aus anderen Regionen Chinas kommende und auch ausländische Künstler stellen hier ihre Kunstwerke aus. Die Diversität der Stile und Ausstellungen ist überwältigend und lädt Besucher ein sich inspirieren zu lassen und von Galerie zu Galerie zu schlendern.

Allgemeines
Die M50 ist einfach mit der Metro (Linie 13 bis Jiangning Road oder Linie 3 oder 4 bis Zhongtan Road) zu erreichen und der Eintritt ist prinzipiell kostenfrei. Nur einige wenige Galerien verlangen einen kleinen Beitrag für die Besichtigung. Die M50 wurde im Jahre 2000 von dem shanghaischen Künstler Xue Song eröffnet. Xue Song wurde von den niedrigen Mietpreisen der ehemaligen Fabrik angezogen, und viele weitere bekannte Künstler wie Ding Yi, Qu Fengguo und Wang Xingwei taten ihm in den weiteren Jahren gleich. So tummeln sich heute über 120 Galerien, Art Studios und Design-Büros auf dem ehemaligen Fabrikgelände, welches an ein Labyrinth mit mehreren Etagen erinnert.

Must-See
Ein erster Blick in die Ausstellungen entscheidet oft, ob man diese betreten möchte oder nicht. So besichtigt man wohl selten jede einzelne Galerie, sondern nur die die auf den ersten Blick ins Auge stechen. Dennoch gibt es für jeden Stil etwas passendes zu sehen. Hier einige Must-Sees, ohne die zu sehen man die Moganshan Lu 50 nicht verlassen sollte:

Island 6
Im zweiten Stock des Gebäudes 6 muss man sich auf vieles gefasst machen: Neonlicht, LED und interaktive Kunstwerke vom Künstlerkollektiv Island6 warten darauf entdeckt und bestaunt zu werden. Fotos und Zeichnungen werden mit Computeranimierungen kombiniert und ergeben so ein lebendiges Kunstwerk. Oftmals reagieren die Ausstellungsobjekte der aktuellen Ausstellung „Tales of the Girl with the Blue Wig“ durch Sensoren auf Besucher und kreieren so eine Interaktion. Die Beschriftungen der Werke leiten Besucher auf unterhaltsame Art und Weise durch die Geschichte der Frau mit der blauen Perücke. Die Werke des Kollektiv Island6 sind unterhaltsam und Gedanken anregend zu gleich, weshalb sich das Treppensteigen in den zweiten Stock unbedingt lohnt!

Yu Nancheng
Die Bilder von Yu Nancheng fallen einem schon von Weitem ins Auge. Der in Changzhou geborene Künstler lebt heute in Shanghai und ist schon seit mehr als 40 Jahren in der Kunstszene aktiv. Seine Kunstwerke sind über die Landesgrenzen Chinas hinaus bekannt und wurden schon in vielen Ausstellungen weltweit gezeigt. Was Yus Werke speziell herausstechen lässt, ist seine einzigartige Technik Ölfarben in mehreren Schichten aufzutragen und dann mit einer Art feinem Spachtel zu bearbeiten, was den Bildern eine Reliefform gibt und sie so in 3D erscheinen lässt. So kombiniert der Künstler die westliche Art des Ölbilds mit chinesischen Symbolen und Farben. Dies ist besonders bemerkenswert in Yus Tai Chi Serie, in welcher er tausende Tai Chi Kämpfer auf dem Tiananmen Platz in Peking darstellt. Das Ganze wirkt durch die Schichten-Technik extrem dynamisch und lebendig. Eine Betrachtung in der M50 ist daher auf jeden Fall empfehlenswert!

Chronus Art Center
Das Chronus Art Center oder auch kurz CAC genannt ist Chinas erste Non-Profit Art Organisation, die sich vollumfänglich dem Thema Media Art widmet. CAC ist mehr als nur eine Ausstellung in der M50. Das Zentrum ist ebenfalls in der Forschung von Media Art als auch in der Ausbildung mit der Vergabe von Stipendien und Workshops tätig. Die CAC hat zum Ziel, die öffentliche Wahrnehmung von post-humanen Realitäten zu fördern. Trotz der Ziele, die nicht für jedermann verständlich sind, spürt man im CAC in der Moganshan Lu 50 ein spezielles Ambiente der Hinterfragung und Diskussion. Die aktuelle Ausstellung der Finnin Terike Haapoja „Closed Circuit – Open Duration“ ist nicht nur eine der wenigen ausländischen Künstler im M50, sondern hat auch ein ganz besonderes Flair. Im Ausstellungsraum befindet man sich in einer Art Wald, dargestellt durch echten Mutteroden, Pflanzen, elektronisches Licht, Ton, Video, als auch CO2- und Sauerstoffsensoren. All dies ermöglicht dem Besucher, Teil eines Naturlebens mitten in Shanghai zu sein und zeigt auf, wie sich organische, digitale, elektronische, menschliche und nicht-menschliche Prozesse überlappen können.

Kräfte sammeln und Abschluss
Nach der Besichtigung oder zwischendurch lohnt es sich dem Kaffee UNDEF/NE einen Besuch abzustatten. Der Kaffee wird vom Barista frisch aufgebrüht und leckere Brownies und Cookies laden zum Schlemmen ein. In dem hipp eingerichteten, mit Fotos bestückten Raum findet man sich zwischen jungen Kunstliebhabern und Jungkünstler wieder. Diese arbeiten auf ihren MacBooks oder sind in Gespräche mit anderen „Youngstern“ vertieft. Das Ambiente ist locker entspannt womit dies ein idealer Platz ist um Gesehenes zu verdauen und zu überdenken.

Nach einigen Stunden in Galerien und Ausstellungen empfiehlt es sich entlang der Graffitiwand zu wandern und die dortigen Kunstwerke und/oder Schmierereien zu begutachten. Die Mauer schlängelt sich entlang des Suzhou-Flusses und ist somit nur ein kleiner Umweg zurück zur Metrostation. Mit jedem Schritt Richtung Metro entfernt man sich von der Moganshan Lu 50, der dortigen herrschenden Stimmung und jeglicher Kunst im Allgemeinen.