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Harbin - Die eisige Stadt

Minus 35 Grad und so schön wie am Meer

Harbin (哈尔滨 Hā’ěrbīn) liegt von Shanghai aus ca. 3,5 Flugstunden in der nordchinesischen Provinz Heilongjiang, unweit Sibiriens. Die „kleine“ 3.8 Millionen Metropole ist ganz besonders im Winter eine Reise wert, denn dann findet dort das weltberühmte Eisfestival statt. 1898 wurde die Stadt von Russen in der damaligen Mandschurei gegründet und entwickelte sich durch die zentrale Lage schnell zu einem Handelsknotenpunkt. Noch heute zeugt die Harbiner-Altstadt von russisch/zaristischer Architektur, die an der einen oder anderen Stelle an St. Petersburg denken lässt. Nach der japanischen Besatzung von 1932 bis zur Befreiung durch die Sowjetarmee 1945 kam die Stadt sowie die Mandschurei 1946 wieder unter chinesische Kontrolle. Noch heute sind die Straßenschilder in lateinischen, chinesischen und kyrillischen Schriftzeichen ausgewiesen.

Winter in Harbin
Durch die Lage der Stadt zieht ein eisiger sibirischer Wind vom Balalaikasee herüber und kann in den Nächten Temperaturen von bis zu −40 °C mit sich bringen. Oft beginnt es bereits im Oktober zu schneien und der Frost endet meist erst Ende April. Eine richtige Winterbekleidung ist deshalb zwingend notwendig, damit man die Kälte auch richtig genießen kann, weil das Eis-, Schnee-, und Eislaternenfestival im Freien von Dezember/Januar bis Februar aufgebaut ist. Es ist etwas verwirrend, aber die drei genannten Festivals stehen jeweils für sich und befinden sich an verschiedenen Orten in Harbin.

Museen & Sehenswertes
Das Eisfestival (Harbin International Ice and Snow Sculpture Festival (哈尔滨国际冰雪节 Hā’ěrbīn Guójì Bīngxuě Jié) ist die Hauptattraktion für die meisten Besucher. Aus Eis wurden Gebäude, Rutschbahnen und Kunstwerke erschaffen. Ein Besuch lohnt sich ab 15 Uhr, so dass man das Gelände bei Tageslicht und bei Nacht erkunden kann. Ab ca. 16 Uhr geht die Sonne unter und alles wird zu einem kunterbunten Farbenfest für die Augen.

Das Schneefestival (Harbin Sun Island International Snow Sculpture Art Expo 太阳岛公园 Tàiyáng dǎo gōngyuán) befindet sich auf der gleichen Insel wie das Eisfestival, aber hier stehen riesige Schneegebäude und Kunstwerke aus Schnee im Mittelpunkt, darum lohnt sich hier ein Besuch am Tag, denn bei blauem Himmel und Sonnenschein strahlen die Schneekunstwerke ganz besonders schön. Unweit von hier kann man mit der Seilbahn über den gefrorenen Songhua Jiang Fluß (松花江 Sōnghuā Jiāng) schweben und kommt direkt bei der Innenstadt an.

Das Eislaternenfestival (Harbin Ice Lantern Fair 冰灯游园会 Bīngdēng yóuyuánhuì) befindet sich im Stadtzentrum von Harbin im Zhaolin Park (兆麟公园 Zhào lín gōngyuán). Er ist nicht besonders groß, aber auch hier findet man bei Nacht sehr sehenswerte Eiskunstwerke, die mit verschiedenen Leuchtmittel bunt am Strahlen sind.

Parks
Eine sibirische Tigerfarm (Siberian Tiger Park 东北虎林园 Dōngběi hǔ lín yuán) befindet sich im nördlichen Stadtgebiet. Mit einer Fläche von 1.440.000 m² ist es der größte Naturpark für wilde sibirische Tiger weltweit. Für Besucher, die gerne etwas anderes sehen möchten, ist der Tierpark ein interessanter Ort. Zusätzlich zum Betrachten der Tiger, durch eine kleine Safari sowie Gitterwege durch Teile des Freigeheges, können Besucher, was für westliche Besucher sich etwas komisch vorkommen kann, Enten, Hühner, Ziegen und sogar ganze Kühe kaufen. Diese kann man dann selber oder durch Parkmitarbeiter an die Tiger verfüttern.

Stalin-Park (斯大林公園 Sīdàlín gōngyuán) erstreckt sich am Ufer des Songhua Jiang Flußes auf der Innenstadtseite Harbins. Der Park, mit dem für uns ungewöhnlichen Namen, lädt zum flanieren ein, während auf dem gefrorenen Fluß das Leben tobt. Viele bieten Hunde- und Ponyschlittenfahrten an, man kann Schlittschuhfahren, mit vielen anderen Fahrzeugen übers Eis fahren und schlittern oder einfach die 950m zur anderen Flußseite spazieren. Ein Spaß für Groß und Klein.

Essen und Trinken
Die Küche dieser Region wird chinesische Nordost-Küche (东北菜 Dōngběi cài) genannt und ist in ganz China bekannt für die sehr großzügigen Portionen, die auf den Tisch kommen. Verschiedene Einflüsse kommen in dieser Küche vor, sogar die russische, die sich vor allem in der Harbiner Wurst (smoked savory red sausage 红肠 hóng cháng) bemerkbar macht. Sie steht im totalen Gegensatz zu anderen Wurstwaren in China, die eher süßlich sind und den europäischen Gaumen selten erfreuen. Nein, diese Wurst ist geräuchert und erinnert vom Geschmack an die leckere polnische Krakauer oder andere osteuropäische Wurstwaren. Das kommt nicht von ungefähr. Die Wurst wurde 1909 zum ersten Mal in Harbin in einer russischen Metzgerei von litauischen Metzgern hergestellt, wurde schnell populär und wird noch heute so von Chinesen produziert.

Während in Südchina lieber Reis (米饭 mǐfàn) gegessen wird – werden im Norden lieber Nudeln (麵 miàn) und Teigtaschen (饺子 Jiaozi) gegessen.

Abgesehen von der Wurst müssen folgende Spezialitäten probiert werden:
Das „Zwei-Mal-gebratene-Schweinefleisch“ in süß-saurer Soße (锅包肉 Guō Bāo Ròu) ist ein Klassiker dieser Region und wird auf der Welt gerne als „Klischeegericht“ der chinesischen Küche verunglimpft. Aber hier ist das besonders knusprige Schweinefleisch eine ganz andere Liga, denn die süß-saure Soße ist fein ausbalanciert und bekommt durch Ingwer einen kleinen ausgefallenen Kick.

Ein weiteres Gericht ist das (Dōngběi lā pí 東北拉皮). Es ist ein kaltes Gericht aus dicken, breiten Glasnudeln in einer Essig-Erdnuss-Sesam-Soße mit feinen Gurkenspalten. Ein sehr erfrischendes Gericht, welches aber höchste Anforderungen an das Können mit Stäbchen essen stellt. Die Glasnudeln nämlich sind sehr rutschig und machen sich gerne selbstständig.

Tipps
Damit man Harbin im Winter richtig genießen kann, benötigt man die richtige Kleidung. Es empfiehlt sich die Zwiebel-Methode, so dass man mehrere Schichten trägt und sich dadurch viele Luftpolster zwischen den Schichten bilden können. Lange Unterwäsche, Fleecejacke/Fleecehose und ein Windbreaker sind oftmals eine gute Kombination, wenn man in Bewegung ist. Dazu noch Schal, Wintermütze (ich empfehle eine russische Uschanka) und zwei paar Winterhandschuhe zum übereinander Anziehen.

Besonderen Wert sollte auf das Schuhwerk gelegt werden, denn es gibt nichts unangenehmeres als kalte Füße. Wir haben uns bei unserer Reise für kanadische Winterstiefel entschieden, die bis auf -50 Grad ausgelegt sind. Die Investition hat sich gelohnt, denn wir hatten auch nach mehreren Stunden im Schnee warme Füsse.