Entdeckung & Ausgrabung der Tonkrieger
Es vergingen jedoch mehr als 2000 Jahre, bis man die Terrakotta krieger rein zufällig entdeckte. Im März 1974, als chinesische Bauern in Xiyang, nahe der alten Kaiserstadt Xi’an, aufgrund der großen Trockenheit beschlossen einen Brunnen zu graben, stießen sie auf eine Schicht aus hartem Ton. Sie fanden Arme und Beine aus Ton vor, sowie bronzene Pfeilspitzen. Nach genaueren Untersuchungen der lebensgroßen Fundstücke durch Archäologen stellte man fest, dass die Fundstücke sehr wertvoll sind und aus der Qin Dynastie stammen. Nach weiteren Ausgrabungen stellte sich heraus, dass sich im Erdreich Tausende von Tonkriegern und Tonpferden befinden, welche zur Grabanlage des Kaisers Qin Shi Huang Di gehören. Der Grabhügel selbst ist heute noch unberührt. Chinesische Archäologen werden ihn öffnen, wenn das bisher ausgegrabene Material untersucht wurde.
Die monumentale Grabstätte
Die Grabanlage liegt in Lintong, nahe Xi’an in der Provinz Shaanxi. Der Kaiser hatte diesen Ort für seine Grabstätte gewählt, weil es in der Nähe reiche Gold- und Jadevorkommen gab. Die gesamte Grabanlage nimmt eine Fläche von 56 Quadratkilometern ein und steht seit 1987 auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Historische Aufzeichnungen zeigen, dass der Kaiser Wagenkolonnen mit 54 Wagen zur Verfügung hatte. Heute wird vermutet, dass in der Nähe des Grabes unter der Erde eine ganze Kolonne mit 81 Wagen vorhanden sein könnte. Somit kommt mit der Ausgrabung des Grabtempels des Kaisers noch eine große Aufgabe auf die Archäologen zu. Berichten zufolge kann man hier auf Unerwartetes hoffen. Der Historiker Sima Qian beschrieb in seinem Bericht aus dem Jahre 100 v.Chr., dass es sich bei der Grabhalle um eine Tempelanlage mit unermesslichen Schätzen, sowie einer unterirdisch nachgebauten Welt mit Seen und Flüssen aus Quecksilber handeln soll!
Die Terrakotta-Armee
Die Terrakotta- Armee aus der damaligen Qin-Dynastie besteht aus 7.278 lebensgroßen Fuß- und Reitsoldaten sowie Pferden, Kriegswagen und Waffen. DarübeLesr hinaus fand man Opfergaben in Form von Hirschgeweihen und Tierknochen, welche den Sieg fördern sollten. Beindruckenderweise wurden alle Tonfiguren in Lebensgröße und detailgetreu mit individuellen Gesichtszügen gestaltet. Offen bleibt aber immer noch die Frage, ob die Figuren frei gestaltet wurden, oder ob man die lebenden Soldaten von damals nachgebildet hat. Heutige Wissenschaftler vertreten die Theorie, dass diese genaue Abbildung der Figuren damals nur mit realen Personen möglich war.
Untersuchungen haben ergeben, dass die meisten Bauteile in einem umfangreichen Gussverfahren hergestellt wurden, mit einem hohen Grad an Kunstfertigkeit, welcher deutlich den schon damaligen hohen technischen Stand aufzeigt. Man setzte dieFiguren auf stabile Beine, um sie freistehend fertigen zu können. Dabei wurden hohle Köpfe, Arme und Beine aus verkohlter Erde mit Gipsstreifen auf die stabilen Beine gesetzt. Danach wurde das Grundmodell mit einer feinen Gipsschicht bedeckt und das Gesicht in die Gipsmasse geritzt. Die Rüstung der Krieger wurde extra gefertigt und hinzugefügt. Danach bekamen die Figuren ihren Farbüberzug. Nachdem die Figur bei hohen Temperaturen gebrannt war, wurde sie zuletzt mit einer Chromsalzlösung behandelt, um sie vor dem Zerfall zu schützen.
Die Forschungsentwicklung
Die Tatsache, dass man die Tonsoldaten schon damals mit einer Chromsalzlösung behandelt hat, ist ein Beweis dafür, dass man diese Technik in China schon vor 2000 Jahren kannte. Dennoch verloren die gebrannten Tonfiguren mit der Zeit ihre ursprüngliche Farbe, da die Bemalung stark unter dem feuchten Erdreich gelitten hat. Im Jahre 2004 haben deutsche Wissenschaftler ein Verfahren entwickelt, mit welchem sich die Bemalung für über 100 Jahre erhalten lässt.
Darüber hinaus liefern im Grab gefundene Bronzegespanne wertvolles Material zur weiteren Erforschung der Kunstgeschichte. Da bis heute erst ein Viertel der Grabanlage ausgegraben ist, arbeiten die chinesischen Archäologen daran, die restlichen Terrakotta-Soldaten auszugraben und zu restaurieren. In einigen Jahren, wenn der genaue Standort gefunden ist, soll dann der Grabhügel geöffnet werden. Der Historiker Sima Qian beschrieb die Grabhalle 100 v. Chr. als eine nachgebaute Welt aus Quecksilber. Untersuchungen haben tatsächlich eine hohe Quecksilberkonzentration in dieser Gegend nachgewiesen, und so glauben die Archäologen, dass sie das Grab des Kaisers bald finden werden.
Historische Sensation!
Die 1974 bei Xi’an entdeckte Terrakotta-Armee in der Grabstätte des Kaisers Qin Shi Huang Di gilt heute als einer der bedeutendsten archäologischen Ausgrabungen und Kulturfunde des zwanzigsten Jahrhunderts. Im Gegensatz zur Grabstätte des Kaisers wurde der einzigartige Fund der Terrakotta-Armee über 2000 Jahre lang in keiner geschichtlichen Aufzeichnung erwähnt. Somit war die Entdeckung selbst für die Wissenschaft eine Sensation.
Autor. Daniele Bardaro