Eine weitere Legende zum Drachenbootfest ist die Geschichte von Wu Zixu, einem königlichem Berater, dessen Empfehlungen ignoriert wurden – sehr zum Nachteil des Königreiches. Trotz allem gab man ihm jedoch die Schuld und zwang ihn dazu, Selbstmord zu begehen. Sein Körper wurde danach in den Fluss geworfen. Dies fiel auf das gleiche Datum wie auch der Selbstmord Qu Yuans: der fünfte Tag des fünften Monats nach dem Chinesischen Kalender.
Wie es mit vielen Legenden so ist, sind Teile dieser Geschichte so passiert, wie sie dargelegt wurden, wobei andere Teile eher dazuerdacht wurden. Auch wenn sowohl die Legende von Qu Yuan, als auch die von Wu Zixu hoch anerkannt sind, so gibt es noch eine weitere Theorie zu den Ursprüngen des Festes. Diese Theorie bezieht sich auf die tiefe Verehrung des Drachens unter den Chinesen. Die beiden bekanntesten Traditionen, die Drachenbootrennen und das Verspeisen von zongzi, könnten ebenso gut ihren Ursprung in dieser Theorie finden. Die Speise ist der Legende nach eine gängige Opfergabe an den Drachenkönig gewesen, wobei die Drachenbootrennen als Zeichen der Verehrung des Drachens gedeutet werden kann, nicht zuletzt aufgrund der Dekoration der Drachenboote.
Aus welchem Grund auch immer, ob nun zum Gedenken an patriotische Figuren aus der Geschichte oder zur Verehrung von Drachen, das Drachenbootfest findet auch heute noch große Anerkennung und gehört zu einem der wichtigesten sozialen Events, das seit Jahrhunderten geehrt wird und als nationaler Feiertag anerkannt wird.
Das Drachenbootrennen
Drachenboote sind von Menschen gesteuerte Wasserfahrzeuge. Die Boote werden aus Holz hergestellt (ursprünglich Teakholz, heute variiert es) sind unterschiedlich groß und unterschiedlich designt. Den Namen Drachenboot haben sie aufgrund ihrer Gestaltung bekommen; Bug und Heck sind mit Drachenköpfen und -schwänzen verziert, deren Design von Boot zu Boot variiert. Während der Trainings-Fahrten wird die Ausstattung jedoch entfernt.
Eine typische Crew besteht aus 20 Paddlern, die in Zweierreihen mit dem Gesicht zum Bug sitzen. Am Bug sitzt der Trommler, der als „Herzschlag“ der Crew bezeichnet wird, was bedeutet, dass er die Trommel im gleichen Tackt schlägt wie die Paddler die Ruder bewegen. Während er die Trommel schlägt, gibt er Befehle, entweder durch Signale oder Zurufe. Dann gibt es da noch den Steuermann, der am hinteren Ende steht und das Boot mit einem Langruder steuert. Auch wenn es grundsätzlich vorgeschrieben ist, einen Trommler an Board zu haben, kann es dennoch mal sein, dass dieser kurzfristig ausfällt. In solchen Fällen ist es dann die Aufgabe des Steuermanns, die Befehle zu erteilen.
Es gibt auch kleinere Crews, die aus 10 Paddlern, einem Trommler und einem Steuermann bestehen, sowie traditionelle Drachenboote, deren Mannschaft bis zu 80 Paddlern umfassen kann, exklusive Trommler und Steuermann.
Das Drachenboot-Rennen hat eine ähnlich lange Tradition wie die Olympischen Spiele im antiken Griechenland. Beide Ereignisse zeichnen sich durch eine Kombination aus religiösen Bräuchen und Praktiken und einem zelebrierenden Volk, sowie durch einen Sinn für Teamgeist und fairem Wettstreit aus.
Da es sich beim Drachenboot-Rennen mittlerweile um einen Wettkampfsport handelt, sollte an dieser Stelle das Ziel des Wettkampfes erklärt werden. Ähnlich wie bei den meisten Wettrennen, ob nun zu Fuß oder auf dem Wasser, geht es darum als erstes Team den festgelegten Zielort zu erreichen. Hier spielt wiederum der Trommler eine wichtige Rolle, da er dafür zuständig ist, zu kontrollieren, ob die Paddler im Takt bleiben (durch das schlagen der Trommel), aber auch dafür zu sorgen, den Teamgeist aufrecht zu erhalten. Der Legende nach wird die Siegermannschaft ihrem Dorf Ernte und Zufriedenheit bringen. Heute hat das Drachenboot-Rennen sich einen Namen in der modernen Zeit gemacht und hat sich als internationaler Sport etabliert., so zuerst in Hong Kong 1976.
Sitten und Gebräuche
Zu einem wichtigen Essen gehört meistens eine besondere Speise. Beim Drachenbootfest essen die Chinesen traditionell zongzi. Der Hauptbestandteil dieser Speise ist klebriger Reis, der in Bambus- oder Schilfrohrblätter gewickelt wird. Gefüllt werden kann das ganze nun mit verschiedenen Zutaten, zum Beispiel Eiern, Bohnen, Gemüse, Obst, Walnüssen, Fleisch, oder einer Kombination aus mehreren dieser Zutaten. Zongzi gibt es zudem in unterschiedlichen Formen und Größen und viele Familien bereiten sie selbst zu, als Teil der traditionellen Begehung des Festes.
Andere Sitten und Gebräuche beinhalten das Tragen von Beutelsäcken mit Parfüm, die die Kinder vor dem Bösen schützen sollen. Folglich dekorieren die Kinder sich mit verschiedenen Beutelsäcken, die aus bunter Seide gemacht sind und unterschiedliche Gerüche tragen. Ein weiterer Brauch für Kinder sind die fünf-farbigen Seidenfaden, die ihre Eltern ihnen um die Handgelenke und Knöchel wickeln. Diese Fäden sollen magische Heilkräfte haben. Die Kinder dürfen, während ihnen die Bänder angelegt werden, nicht sprechen und sie dürfen sie auch erst wieder an einem ganz bestimmten Zeitpunkt ablegen, nämlich am Tag des ersten Sommerregens nach dem Fest. Dann dürfen sie die Bänder abmachen und sie in den Fluss werden. Die Armbänder sollen Kinder vor Krankheiten schützen.
Des weiteren ist es Tradition während des Drachenbootfests, das Haus zu säubern und Beifuß- und Calamusblätter an die Türen zu hängen. Angeblich geben die Stiele dieser Pflanzen ein Aroma ab, welches Moskitos vertreibt und die Luft reinigt.
Das Drachenbootfest heute
Da es ein hoch anerkanntes und geehrtes Fest ist, so wird auch dieses Jahr das Drachenbootfest stattfinden. Nach dem Chinesischen Mondkalender fällt das Fest dieses Jahr auf den 9. Juni. Da zum Anlass des Festes 3 Tage Urlaub veranschlagt werden (vom 9. Juni bis 11. Juni), und viele Chinesen diesen nutzen um zu reisen, wird es während der Zeit des Drachenbootfests zu Engpässen im öffentlichen Nahverkehr kommen (da Tickets schnell ausverkauft sind oder ungewöhnlich teuer sind), sowie zu Überfüllungen an den touristischen Attraktionen.
Autor: Daniele Bardaro