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Das chinesische Qingming Fest

Einblicke in die Geschichte & Bräuche des chinesischen Totengedenkfestes

Das Qingming Fest – Totengedenkfest,  ( 清明节, qīngmíngjié, helles Licht) ist einer der insgesamt 24 Jahreseinteilungstage des chinesischen Mondkalenders. Es findet 2015 am 5. April statt. In anderen Jahren kann es der 4. April, in selteren Fällen auch der 6. April sein. Nach dem chinesischen Sonnenkalender (Bauernkalender) ist es der 106.Tag, 15 Tage nach Frühlings-Tagundnachtgleiche (春分, chūnfēn ‚Mittfrühling‘). Der heitere und saubere Frühling ersetzt dann den kalten und welken Winter. Es wird um die Toten getrauert und der Frühling gefeiert.

Die Geschichte des Qingming Festes
Das Fest ist aus dem sogenannten „Hanshi Tag“ (寒食节, Tag des kalten Essens) hervorgegangen. An diesem Tag wird Jie Zitui ((介子推, oder Jie Zhitui), der 600 Jahre vor Christus in der Shangxi Provinz lebte, geehrt.

Jie Zitui war einer der Gefolgsleute des Prinzen Zhong’er, bis zu dessen Ernennung zum Lord Wen von Jin. Einmal, während der 19 Jahre die sich Zhong’er im Exil befand, waren er und seine Gefolgsleute an einem verlassenen Ort. Da sie über einen längeren Zeitraum nichts zu Essen fanden, wurden sie immer ängstlicher und verzweifelter. Zu diesem Zeitpunkt ging Jie an einen abgelegenen Ort, schnitt ein Stück seines Oberschenkels heraus um damit die Suppe für Zhong’er zu kochen. Zhong’er hat die Suppe sehr genossen, sich zugleich aber dennoch gewundert, woher Jie plötzlich die Zutaten dafür gefunden hatte. Als Zhong’er die Wahrheit über die Suppe erfuhr, war er sehr gerührt und versprach, Jie eines Tages für diese Tat zu belohnen. Bei Zhong’ers Ernennung zum Lord trat Jie von seinem Amt zurück und verließ diesen.

Lord Wen belohnte all diejenigen, die ihm in der vorherigen Zeit behilflich waren, doch aus irgendeinem Grund vergaß er dabei Jie. Jie wohnte mittlerweile mit seiner Mutter in den Bergen. Als jemand Wen an die Geschichte mit der Suppe erinnerte, fühlte dieser sich sehr beschämt. Er ging in die Berge, um Jie zu finden, doch er hatte keinen Erfolg. In dem Glauben, dass er Jie herauslocken kann, indem er den Wald anzündet, befahl Wen dies seinen Männern. Leider hatte Jie seinen jetzigen Aufenthaltsort beibehalten und befand sich deshalb noch auf genau diesem Berg. So geschah es, dass Jie und seine Mutter durch das von Wen ausgelöste Feuer verbrannten.

Aus lauter Trauer und Reue befahl Wen seinen Gefolgsleuten, Jie zu Ehren, drei Tage lang kein Feuer anzuzünden. So entstand der Hanshi Tag, der Tag, an dem kein Essen gekocht werden kann, da kein Feuer angezündet werden darf. Der Hanshi Tag wird als Teil des Qingming Festes angesehen. Im Laufe der Zeit hat das Qingming Fest das „Fest des kalten Essens“ ersetzt.

Die Bräuche um das Qingming Fest
Früher feierten die Menschen das Qingming Fest, indem sie tanzten, sangen, zusammen aßen und Drachen steigen ließen. Bunt bemalte, gekochte Eier wurden zum Zeichen des neu entstehenden Lebens zerbrochen. In der Hauptstadt ließ der Kaiser im Palast Pflanzen anpflanzen, um die während des Frühlings, neu zum Leben erwachende Natur zu feiern.

Heute ist es ein Fest, an dem die Verstorbenen geehrt werden. An diesem Tag geht die gesamte Familie auf den Friedhof, um die Gräber zu säubern, Papiergeld zu verbrennen und die Toten zu ehren. In manchen Gegenden tragen die Menschen Weidenkätzchenkränze auf dem Kopf, schaukeln oder machen andere Dinge, um Freude zu verbreiten. Alles in allem kann man sagen, dass das Qingming Fest eine Kombination aus Freude und Trauer ist.

Autor: Daniele Bardaro